Bereits zum 5. Mal diskutierten in Hannover 90 Führungskräfte, Betriebs- und Personalräte und Interessierte das Thema Führung aus einem wieder neuen Blickwinkel. Dieses Mal wurde das Thema Organisationsentwicklung und die Rolle der Führung fokussiert.
Seit 2013 organisieren die Kooperationsstelle Hochschulen & Gewerkschaften Hannover – Hildesheim, die Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen und die Demografieagentur für die Wirtschaft GmbH die erfolgreiche Veranstaltungsreihe. In diesem Jahr war auch die Niedersachsen Allianz für Nachhaltigkeit mit von der Partie.
Prof. Dr. Rudolf Wimmer vom Institut für Familienunternehmen an der Universität Witten/Herdecke, Partner der osb international, Lutz Stratmann, Geschäftsführer der Demografieagentur, und Dr. Mehrdad Payandeh, Vorsitzender des DGB-Bezirks Niedersachsen – Bremen – Sachsen-Anhalt, haben das Thema zunächst aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.
Manuela Handke, Projektleitung Audit, Henriette König, Leiterin Haupt- und Rechtsamt und Sascha Elbracht, Mitglied des Personalrats, aus der Stadt Bünde sowie Patrick Lahme, Human Ressources und Eileen Borawski, Mitglied des Betriebsrats, von der HARTING Electric GmbH & Co. KG in Espelkamp gaben anschließend Einblicke in die Praxis.
Die Ergebnisse des Tages lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
Durch die Digitalisierung könnten bis 2022 in etwa 75 Mio. Arbeitsplätze wegfallen, aber auch 133 neue Aufgaben entstehen. Unternehmen und Verwaltungen sind vor diesem Hintergrund mehr denn je aufgefordert beidhändig zu agieren: völlig Neues zu erschaffen in den bestehenden Strukturen. Dabei sollte man, laut Prof. Wimmer, die Probleme dort lösen, wo die Lösungskompetenz sitzt. Und diese ist nicht nur im Management zu finden, sondern auch auf der Arbeitsebene. Es geht also nicht ohne die Beschäftigten.
Organisationen sind häufig agiler als die Führungsstrukturen. Über lange Jahre geprägte Führungsmuster lassen sich schwerer überwinden, als Prozesse auf Arbeitsebene, die sich schnell und flexibel an die äußeren Gegebenheiten anpassen können. Agilität wiederum ist jedoch kein Zaubermittel, das in allen Organisationseinheiten zum Erfolg führt.
Organisationsentwicklung ist Führungsaufgabe. Aber vor allem ist Organisationsentwicklung ein Aushandlungsprozess: zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten, zwischen oberer Führung und mittlerem Management, zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat, zwischen den Führungskräften und zwischen Führung und den Mitarbeitenden. Nur gemeinsam im Austausch kommt man zu tragfähigen Lösungen – auch wenn dieser Weg etwas länger dauert.
Führung ist „Dienst“ an der Überlebensfähigkeit der Organisation und nicht zwingend Dienst am Mitarbeitenden. Aber: Führungskräfte müssen sich ihre Akzeptanz durch ihr Handeln verdienen, Positionen und Titel verleihen nicht mehr automatisch Macht. Und vor allem ist gute Führung Mannschaftsleistung! Nur im Netzwerk, im Aushandlungsprozess mit anderen, lassen sich gute Lösungen für die Zukunftsfähigkeit der Organisation finden.
Die Berichte aus der Praxis machen Mut und zeigen, wie positiv sich Organisationen und die Führung durch einen beteiligungsorientierten Prozess entwickeln können. Mit kleinen Schritten kann man viel erreichen, wenn alle gemeinsam in den Prozess eintreten und einen offenen Austausch wagen. Mit Angeboten, wie demAudit „Zukunftsfähige Unternehmenskultur“ der Initiative Neue Qualität der Arbeitfindet man einen Weg, die Dinge anzupacken und die Organisation in Schwingung zu bringen. Vor allem auch die Zusammenarbeit zwischen Betriebs- bzw. Personalrat und Personalabteilung und Führungsebene kann verbessert werden. Durch die Arbeit an gemeinsamen Zielen wächst Vertrauen, wird Transparenz geschaffen und die Kommunikation optimiert.
Auch wenn die Herausforderungen der aktuellen, komplexen, digitalen Welt nicht auf einmal gelöst werden können, sind Prozesse wie das Audit „Zukunftsfähige Unternehmenskultur“ oder die Investition in eine ausgeprägtere Diskussion zwischen Betriebs-/Personalrat und Geschäftsführung ein guter Schritt in Richtung Zukunftsfähigkeit.