Ende der EEG-Umla­ge reicht nicht: Hand­werks­bä­cker müs­sen Ener­gie­kos­ten sen­ken: So klappt´s

Hand­werks­bä­cker sind von hohen Ener­gie­kos­ten extrem belas­tet. Allein das Aus der EEG-Umla­ge kann den Preis­an­stieg nicht abfan­gen. Betrie­be müs­sen ihren Ver­brauch sen­ken. Zwei Hand­werks­bä­cker zei­gen, wie das geht und wer dabei hilft.

Von Jana Tas­hi­na Wörr­le – Deut­sche Hand­werks Zeitung

In Aus­sicht gestellt ist nun der 1. Juli. Dann schon könn­te die EEG-Umla­ge weg­fal­len und den Strom­preis sen­ken. Aller­spä­tes­tens zum 1. Janu­ar 2023 ist dies gesi­chert, denn dazu gibt es bereits einen Beschluss der Bun­des­re­gie­rung. Eine Eini­gung auf ein frü­he­res Aus steht noch aus. Das Hand­werk wür­de es freu­dig begrü­ßen. Das steht fest. Hans Peter Wolls­ei­fer, Prä­si­dent des Zen­tral­ver­ban­des des deut­schen Hand­werks (ZDH) nennt es „gut und längst über­fäl­lig, dass die EEG-Umla­ge abge­schafft wer­den soll.“ Vor allem die unfai­ren Begüns­ti­gun­gen für Groß­un­ter­neh­men, die bereits seit lan­gem kei­ne Umla­ge bezah­len müs­sen, wür­den den Wett­be­werb zum Nach­teil des Mit­tel­stands verzerren.

Wett­be­werbs­ver­zer­rung: Hand­werks­bä­cker haben höhe­re Energiekosten

Genau die­ses Pro­blem ver­sucht der Zen­tral­ver­band des Deut­schen Bäcker­hand­werks der Poli­tik schon seit Jah­ren, öffent­lich­keits­wirk­sam klar zu machen. Frie­de­mann Berg, Rechts­an­walt beim Bäcker­ver­band, spricht von einer staat­lich ver­ur­sach­ten Wett­be­werbs­ver­zer­rung, die man künf­tig end­lich been­den könn­te. Er berich­tet, dass Unter­neh­men der Back­in­dus­trie den Lebens­mit­tel­ein­zel­han­del unter ande­rem des­halb mit so güns­ti­gen Back­wa­ren belie­fern kön­nen, weil ihre Pro­duk­ti­ons­kos­ten auf­grund teil­wei­ser Befrei­ung von der EEG-Umla­ge weit­aus gerin­ger ausfallen.

Bereits im Jahr 2013 hat der Ver­band eine Peti­ti­on zur Abschaf­fung der EEG-Umla­ge beim Deut­schen Bun­des­tag ein­ge­reicht. Beglei­tet war die­se von einer bun­des­wei­ten Unter­schrif­ten­ak­ti­on in vie­len deut­schen Bäcke­rei­en. „Die­ser lang­jäh­ri­ge Ein­satz war nun erfolg­reich. Je frü­her, des­to bes­ser soll­te die­se wett­be­werbs­ver­zer­ren­de Umla­ge end­lich weg­fal­len“, sagt Berg. Den­noch dro­hen sei­ner Ansicht nach die Ener­gie­kos­ten in nächs­ter Zeit noch wei­ter anzu­stei­gen: „Nach einer aktu­el­len Stu­die im Auf­trag der baye­ri­schen Wirt­schaft könn­ten die Strom­groß­han­dels­prei­se bis 2030 sogar um rund 50 Pro­zent stei­gen“, erklärt er.

Ener­gie­kos­ten stei­gen weiter

Des­halb wer­den ener­gie­in­ten­si­ve Unter­neh­men wie Hand­werks­bä­cke­rei­en auch ohne EEG-Umla­ge künf­tig wei­ter mit Preis­stei­ge­run­gen rech­nen müs­sen. Frie­de­mann Berg rich­tet des­halb mah­nen­de Wor­te an die Bun­des­re­gie­rung: „Wenn die Poli­tik nicht gegen­steu­ert, könn­te die Ener­gie­wen­de in die­ser Form die finan­zi­el­le Trag­kraft der Unter­neh­men und Pri­vat­haus­hal­te über­for­dern. Dann wäre der Wirt­schafts­stand­ort Deutsch­land gefähr­det.“ Um dies abzu­wen­den, sei es aus Sicht des Bäcker­ver­bands not­wen­dig, das Sys­tem der staat­lich gere­gel­ten Ener­gie­preis-Bestand­tei­le grund­le­gend und vor allem zügig zu refor­mie­ren. Laut Berg soll­te des­halb auch die Strom­steu­er für Hand­werks­be­trie­be und ihre Beschäf­tig­ten auf den euro­pa­weit vor­ge­schrie­be­nen Min­dest­satz redu­ziert werden.

Doch nicht nur poli­tisch muss jetzt gegen­ge­steu­ert wer­den. Um die Belas­tun­gen durch die Ener­gie­prei­se dau­er­haft zu sen­ken und davon auch unab­hän­gi­ger zu wer­den, sind Bäcke­rei­en dann gut auf­ge­stellt, wenn sie ihren Ver­brauch auf einem mög­lichst nied­ri­gen Niveau hal­ten kön­nen. Inves­ti­tio­nen in Ener­gie­spar­tech­nik und vor allem das Ermit­teln der Ener­gie­fres­ser im Betrieb loh­nen sich jetzt umso mehr.

So sen­ken Hand­werks­bä­cker ihre Energiekosten

Doch wie und wo fängt man damit an? Und wel­cher Auf­wand steckt dahin­ter, der im Betriebs­all­tag zusätz­lich anfällt? „Der ers­te Schritt ist immer das genaue Ermit­teln des Ver­brauchs“, sagt Sven Bör­jes­son von der Hand­werks­kam­mer zu Leip­zig. Bör­jes­son lei­tet das Umwelt- und Trans­fer­zen­trum der Kam­mer und berät Hand­werks­be­trie­be in der Mit­tel­stands­in­itia­ti­ve Ener­gie­wen­de und Kli­ma­schutz (MIE). Ihn – genau­so wie all sei­ne Kol­le­gen in glei­cher Posi­ti­on in ande­ren Regio­nen – kön­nen Bäcke­rei­en kon­tak­tie­ren, um Unter­stüt­zung bei die­sem ers­ten Schritt und den dann fol­gen­den zu bekom­men. Mit dem Ziel, den Ver­brauch an Strom, Gas, Öl und auch Ener­gie­kos­ten für den Fuhr­park zu sen­ken, muss erst ein­mal der Ist-Zustand erfasst werden.

Den Ener­gie­ver­brauch im Blick zu haben, ist ein essen­ti­el­ler Punkt“, sagt der Bera­ter und fügt sogleich hin­zu, dass dies nicht immer einen gro­ßen Auf­wand bedeu­tet und dass man dafür ein geeig­ne­tes digi­ta­les Sys­tem braucht. Das bie­ten die Hand­werks­kam­mern in Deutsch­land den Betrie­ben mit dem soge­nann­ten E-Tool im Rah­men der MIE kos­ten­los an. Dabei han­delt es sich um eine cloud­ba­sier­te Lösung, in die man alle Daten ein­fügt und schnell eine Über­sicht über Ver­bräu­che, Kos­ten und damit auch mög­li­che Ansatz­punk­te für Ein­spa­run­gen bekommt.

Setzt man dann Maß­nah­men für mehr Ener­gie­ef­fi­zi­enz um, sieht man direkt auch deren Effekt im E-Tool„, sagt Bör­jes­son. Er möch­te den Betrie­ben die Scheu davor neh­men, der­ar­ti­ge digi­ta­le Unter­stüt­zung zu nut­zen und rich­tet in sei­nen Bera­tun­gen die Daten­ba­sis für das E-Tool mit den Betrie­ben meist zusam­men ein. „Wenn das ein­mal rich­tig ein­ge­rich­tet ist, braucht man nur noch ein­mal im Jahr ran für 15 Minu­ten, um alles zu aktua­li­sie­ren“, so der Kammermitarbeiter.

Ener­gie­kos­ten ermit­teln vor der Inves­ti­ti­on in neue Technik

Im Rah­men der Mit­tel­stands­in­itia­ti­ve Ener­gie­wen­de und Kli­ma­schutz bie­ten die Umwelt­zen­tren den Betrie­ben aber nicht nur eine digi­ta­le Beglei­tung an, son­dern Unter­stüt­zung wäh­rend des gan­zen Pro­zes­ses, wenn Ener­gie­ein­spar­maß­nah­men umge­setzt wer­den. Die Initia­ti­ve ist durch das Bun­des­wirt­schafts– und das Bun­des­um­welt­mi­nis­te­ri­um geför­dert. Wenn sinn­voll und nötig, geht dies Hand in Hand mit einer pro­fes­sio­nel­len Ener­gie­be­ra­tung. Zum Ermit­teln der kri­ti­schen Punk­te – also der Stel­len, an denen zu viel Ener­gie ver­lo­ren geht – kön­nen die Betrie­be sich dann auch kon­kre­te Werk­zeu­ge wie Ther­mo­gra­phie-Kame­ras und ande­re Mess­in­stru­men­te ausleihen.

Sowohl Sven Bör­jes­son als auch sein Kol­le­ge Gun­ter Ste­ge­mann vom Umwelt­zen­trum der Hand­werks­kam­mer Han­no­ver, die bei­de ver­schie­de­ne Bäcke­rei­en im Ener­gie­ein­spar­pro­zess beglei­tet haben, bestä­ti­gen, dass es für die­se meist zwei Grün­de gibt, damit anzu­fan­gen: Ent­we­der müs­sen die alten Öfen aus­ge­tauscht wer­den. Oder die Betriebs­über­ga­be steht an und in die­sem Zug soll der Betrieb auf einen bes­se­ren Stand gebracht wer­den. „Die Back­öfen und auch deren Ver­brauch sind ein The­ma, das meis­tens im Fokus steht und das dann gleich wei­te­re Ansatz­punk­te mit sich bringt“, sagt Bör­jes­son und erwähnt, dass ein Aus­tausch eines Back­ofens natür­lich eine gewal­ti­ge Inves­ti­ti­on nach sich zieht. Gleich­zei­tig erreicht man damit aber auch gewal­ti­ge Ein­spa­run­gen. Sven Bör­jes­son spricht hier von 20 bis 30 Pro­zent, die mög­lich sind. „Bei den Back­öfen gab es in den letz­ten Jah­ren star­ke tech­ni­sche Ent­wick­lun­gen und da Öfen lan­ge hal­ten, gibt es hier­bei auch meist ein sehr gro­ßes Ein­spar­po­ten­zi­al“, fügt er hinzu.

Ener­gie­kos­ten zu hoch? Hand­werks­bä­cker set­zen auf Wärmerückgewinnung

Das hat auch das Back­haus Hen­nig aus Zwenkau in Sach­sen erlebt, als es sei­ne Gas-Back­öfen umge­rüs­tet und neue Ther­mo­öl-Öfen ange­schafft hat. Zur Umrüs­tung, die ein­her ging mit einem Umzug in ein neu­es Betriebs­ge­bäu­de, gehör­te auch der Ein­bau einer Wär­me­rück­ge­win­nungs­an­la­ge. Die über­schüs­si­ge Wär­me der Back­öfen heizt damit die Gär­räu­me, die dann wie­der­um kei­nen eige­nen Ener­gie­be­darf mehr haben. Außer­dem erwärmt sie in einem Puf­fer­spei­cher Was­ser für die Fußbodenheizung.

Da das Back­haus ins­ge­samt 3.000 Qua­drat­me­ter umfasst, konn­te die Bäcke­rei aber auch mit der Instal­la­ti­on von LED-Leucht­mit­teln eine Men­ge Strom spa­ren im Ver­gleich zu den Neon­röh­ren in der alten Bäcke­rei. Zum Bäcke­rei­haupt­ge­bäu­de gehö­ren auch eine Schau­kü­che, Räu­me für Back­kur­se und ein gro­ßes Café. „Außer­dem haben wir sämt­li­che alte Hei­zungs­pum­pen ersetzt und ein nie­der­tem­pe­ra­tur­be­trie­be­nes Gly­kol­heiz­re­gis­ter für Gär­ver­zö­ge­rungs­zel­len ein­ge­baut“, berich­tet Mar­tin Hen­nig, der Juni­or­chef der Bäcke­rei. Wich­tig waren für sei­nen Betrieb aber auch orga­ni­sa­to­ri­sche Maß­nah­men, zu denen ihm bei der Umstel­lung des Betriebs gera­ten wur­de. Dazu gehört der Ein­satz eines Ener­gie­ma­nage­ment­sys­tems zur intel­li­gen­ten Steue­rung der Heiz­kes­sel. „Umso mehr Ener­gie benö­tigt wird, umso mehr Kes­sel schal­tet das Sys­tem dazu“, sagt Mar­tin Hen­nig. Das heißt zugleich, dass sich die Heiz­kes­sel bei nied­ri­gem Bedarf auch nicht voll aufheizen.

Der Umbau der Back­stu­be lief für ihn vor allem des­halb rela­tiv unpro­ble­ma­tisch ab, da sich in sei­nem Fall fast alles in einem neu­en Gebäu­de abspiel­te und nicht im lau­fen­den Betrieb. „Ledig­lich der Umschluss war von Sei­ten des Her­stel­lers schlecht geplant und lief sehr chao­tisch. Wir konn­ten eine Nacht lang nicht backen“, berich­tet der Bäcker­meis­ter. Nach­dem alle Maß­nah­men umge­setzt waren, konn­te er sei­ne vier davor genutz­ten Eta­gen­öfen noch ver­kau­fen. So konn­te er ein wenig der Inves­ti­ti­ons­sum­men wie­der hereinholen.

Neue Back­stu­be mit ener­gie­ef­fi­zi­en­ten Backöfen

In Bäcke­rei­en betra­gen die Ener­gie­kos­ten nach Anga­ben des Zen­tral­ver­bands im Durch­schnitt sechs bis zehn Pro­zent des Umsat­zes. Beim Back­haus Hen­nig sind es heu­te nur noch rund 4,2 Pro­zent. Gun­ter Ste­ge­mann nennt wei­te­re Zah­len: So sind die Back­öfen in Bäcke­rei­en in der Regel die mit Abstand stärks­ten Ver­brau­cher mit etwa 40 Pro­zent des Gesamt­ener­gie­be­darfs. 25 Pro­zent machen die Küh­lung der Tei­ge und Back­wa­ren aus und rund acht Pro­zent die Beleuch­tung. Gun­ter Ste­ge­mann beglei­tet der­zeit die Bio-Hand­werks­bä­cke­rei Back­werk dabei, den Ener­gie­ver­brauch zu sen­ken. Auch die­se Bäcke­rei setzt Maß­nah­men dazu bei einem Umzug in eine neue Back­stu­be um.

So setzt sie hier ener­gie­ef­fi­zi­en­te Ther­mo­öl­back­öfen ein, die auch eine Wär­me­rück­ge­win­nung ange­schlos­sen haben. Die Abwär­me nutzt die Bäcke­rei für die Warm­was­ser­be­rei­tung und als Hei­zungs­un­ter­stüt­zung. Bei der Küh­lung setzt sie auf CO2 als Käl­te­mit­tel. Denn das natür­li­che Käl­te­mit­tel ist umwelt­freund­li­cher und zugleich kos­ten­güns­ti­ger als die fluo­rier­ten Käl­te­mit­tel. Schaut man Kos­ten und Nut­zen an, die sich für das Back­werk durch die Inves­ti­tio­nen ver­än­dern, zeigt der Ener­gie­be­richt – aus­ge­hend von einer deut­li­chen Pro­duk­ti­ons­stei­ge­rung gegen­über der jet­zi­gen Pro­duk­ti­on – ein jähr­li­ches CO2-Ein­spar­po­ten­ti­al von ins­ge­samt 125t CO2. Der Ener­gie­ver­brauch von etwa 285 MWh im Jahr kann die Bäcke­rei auf ca. 123 MWh sen­ken und damit die Kos­ten von über 24.000 Euro auf rund 8.600 Euro redu­zie­ren. Die Inves­ti­tio­nen in den neu­en ener­gie­ef­fi­zi­en­ten Stand­ort amor­ti­sie­ren sich damit schneller..

Mit dem CO2-Mehr­kos­ten Rech­ner auf der Web­site energieeffizienz-handwerk.de, kön­nen Hand­werks­un­ter­neh­men die Kos­ten­be­las­tung durch die 2021 ein­ge­führ­te CO2-Beprei­sung für fos­si­le Brenn­stof­fe berechnen.>>>

Hand­werks­bä­cker mit Öko-Schwer­punkt: So stark sin­ken die Energiekosten

Doch nicht nur die Kos­ten haben die Han­no­ve­ra­ner Hand­werks­bä­cker dabei im Blick. Mit ihrer Bäcke­rei set­zen sie sich schon seit vie­len Jah­ren für eine alter­na­ti­ve Betriebs­wei­se mit öko­lo­gi­schem Schwer­punkt ein. „Wir wol­len öko­lo­gi­schen Wan­del gestal­ten und sehen es als Her­aus­for­de­rung, regio­na­le Bio­back­wa­ren so umwelt­freund­lich wie mög­lich zu pro­du­zie­ren und zu trans­por­tie­ren“, sagt dazu Ruth Schwar­wies. Als Betriebs­wir­tin managt sie die Bäcke­rei. Ihr Mann Chris­ti­an Lecht steht mit vier Gesel­len in der Back­stu­be und küm­mert sich der­zeit auch um die Orga­ni­sa­ti­on des Umzugs der Bäcke­rei. Dazu berich­te er: „Die Mög­lich­kei­ten für wei­te­re Ener­gie­ein­spa­run­gen sind an unse­rem jet­zi­gen Stand­ort begrenzt. Daher haben wir uns ent­schie­den, in einen neu­en Pro­duk­ti­ons­stand­ort zu inves­tie­ren. Den Aus­bau haben wir hier von Anfang an nach ener­gie­re­le­van­ten Aspek­ten gemein­sam mit einem Ener­gie­be­ra­ter geplant.“

Beson­ders im Mit­tel­punkt eines etwas ande­ren Ener­gie­kon­zepts steht für die Bio-Bäcke­rei aber der fast emis­si­ons­freie Fuhr­park. Aus drei E-Las­ten­rä­dern und einem CNG-Fahr­zeug setzt er sich zusam­men. Damit ist die kom­plet­te Mobi­li­tät des Betriebs abgedeckt.

E-Las­ten­rä­der erset­zen Diesel-Pkw

Um Bio-Läden in der Regi­on zu belie­fern fah­ren die Mit­ar­bei­ter der Bäcke­rei jeden Tag im Schnitt 17 Kilo­me­ter Weg­stre­cke. Für grö­ße­re Ent­fer­nun­gen nutzt die Bäcke­rei ihren gas­be­trie­be­nen Cad­dy. „Das Bio-CNG wird aus Stroh gewon­nen, die Bäcke­rei bezieht es von der Fir­ma Oran­ge Gas“, berich­tet Gun­ter Ste­ge­mann. Dabei fal­len nach Anga­ben des Anbie­ters bei der Ver­bren­nung ledig­lich rund zehn Pro­zent der CO2-Emis­sio­nen gegen­über Ben­zin oder Die­sel an. Für die E-Las­ten­rä­der nutzt das Back­werk Öko­strom. Am neu­en Stand­ort plant die Bäcke­rei die Anschaf­fung wei­te­rer Las­ten­rä­der mit Trans­port­bo­xen. Die­se kön­nen für die Lie­fer­tou­ren schnell und unkom­pli­ziert neu bela­den wer­den. Schon seit dem Jahr 2019 ersetzt ein Las­ten­rad in der Bäcke­rei einen nor­ma­len Kastenwagen.

Mit dem heu­ti­gen Lie­fer­kon­zept spart das Back­werk nach Aus­sa­gen von Ruth Schwar­wies min­des­tens 250 Liter Die­sel pro Jahr ein. Genau­so wich­tig ist es ihr aber zu beto­nen, dass dies auch eine Ein­spa­rung von zwei Ton­nen CO2 aus­macht. Mit den Las­ten­rä­dern im arbeits­täg­li­chen Ein­satz ist die Bäcke­rei in der Bran­che noch eine Sel­ten­heit. „Auch wenn Las­ten­rä­der im pri­va­ten Bereich mitt­ler­wei­le viel genutzt sind, gibt es nur weni­ge gewerb­li­che Logis­tik-Kon­zep­te, die auf die Nut­zung von Las­ten­rä­dern set­zen“, sagt Schar­wies. Ihre Räder sei­en auf jeden Fall auch ein Blick­fang auf der Stra­ße und damit eine gute Wer­bung. „Wir wol­len zei­gen, wie sich eine auf Fahr­rä­der gestütz­te Logis­tik im Stadt­ver­kehr umset­zen lässt – und wel­che Vor­tei­le für Alle dar­aus resul­tie­ren“, sagt sie.

Ener­gie­kos­ten sen­ken: Indi­vi­du­el­le Einspar­kon­zep­te notwendig

So wie es sich für das Back­werk Han­no­ver beson­ders gelohnt hat, den Fuhr­park kli­ma­freund­li­cher und auch ener­gie­kos­ten­be­wuss­ter auf­zu­stel­len, kann für ande­re Betrie­be der Schwer­punkt ganz woan­ders lie­gen. Gun­ter Ste­ge­mann sieht eine gro­ße Not­wen­dig­keit in der indi­vi­du­el­len Bera­tung – jeder Betrieb und jeder Stand­ort müs­se sepa­rat für sich in Augen­schein genom­men wer­den, je nach den ent­spre­chen­den und indi­vi­du­el­len Gege­ben­hei­ten. Außer­dem sei es wich­tig, dass die Maß­nah­men, die man dann ergrei­fen will, ein schlüs­si­ges Gesamt­kon­zept erge­ben. „Es ist nicht immer nötig, alle Maschi­nen ein­fach aus­zu­tau­schen. Man­ches Mal genügt zum Bei­spiel auch eine neue Dich­tung für den Ofen, wenn die­ser noch gut und effi­zi­ent arbei­tet“, sagt der Ener­gie­be­ra­ter und ver­weist auf die Mess­in­stru­men­te, die Betrie­be in Zusam­men­ar­beit mit den Kam­mern nut­zen kön­nen. So kann man zum Bei­spiel Wär­me­ver­lus­te anhand von Ther­mo­gra­phien gut sicht­bar machen.

Für ein indi­vi­du­el­les Einspar­kon­zept sind auch die jewei­li­gen Pro­duk­ti­ons­ab­läu­fe wich­tig. Vie­le Bäcke­rei­en wol­len mitt­ler­wei­le auch unab­hän­gi­ger wer­den von den Ener­gie­preis­schwan­kun­gen. Sie inves­tie­ren des­halb ger­ne in Tech­ni­ken zur Eigen­strom­ver­sor­gung wie PV-Anla­gen. Gun­ter Ste­ge­mann sagt dazu aber ganz klar: „Dabei spielt eine gute Anla­gen­pla­nung eine wich­ti­ge Rol­le, um dem spe­zi­fi­schem Ener­gie­be­darf des Betriebs gerecht zu wer­den.“ Der Strom­be­darf ist in Bäcke­rei­en in den frü­hen Mor­gen­stun­den am höchs­ten. Dann scheint aber noch kei­ne Son­ne und es gibt kei­nen Solarstrom.

Wer jedoch Lie­fer­wa­gen mit Elek­tro­mo­to­ren ein­setzt, kann den eige­nen PV-Strom für den Fuhr­park nut­zen. „Wenn die Son­ne scheint, sind die meis­ten Lie­fer­tou­ren bereits erle­digt. Dann ste­hen die Autos sowie­so her­um und man kann sie pro­blem­los laden“, so der Kam­mer­mit­ar­bei­ter. E-Fahr­zeu­ge pas­sen aus sei­ner Sicht aber nicht nur des­halb gut zu Bäcke­rei­en. Auch dass sie pro­blem­los in jede Umwelt­zo­ne fah­ren dür­fen und die Tat­sa­che, dass es der­zeit gute För­der­mög­lich­kei­ten dafür gibt, sei­en Gründe.

>> Mehr über die Mit­tel­stands­in­itia­ti­ve Ener­gie­wen­de und Kli­ma­schutz und die Unter­stüt­zung, die sie Hand­werks­be­trie­ben bie­tet, lesen Sie hier.

 

Hin­weis: Es han­delt sich um einen Gast­bei­trag. Der Arti­kel erschien am 17.02.2022 in: Deut­sche Hand­werks Zei­tung. Der Bei­trag spie­gelt nicht zwangs­läu­fig die Ansicht der Nie­der­sach­sen Alli­anz für Nach­hal­tig­keit wieder.

Quel­le: https://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/abschaffung-der-eeg-umlage-reicht-nicht-wie-handwerksbaecker-energiekosten-senken-223885/