Hintergrund
Nach wie vor wird in etwa jede fünfte Kilowattstunde des deutschen Endenergieverbrauchs für die Bereitstellung von Prozesswärme in Industrie und Gewerbe genutzt. Gas (ca. 45 %) und Kohle (ca. 24 %) werden mit Abstand am häufigsten, erneuerbare Energien dagegen kaum (ca. 7 %eingesetzt. Die Dekarbonisierung der Prozesswärmebereitstellung hat somit eine enorme Bedeutung für das Gelingen der Transformation. Auch in Anlehnung an die NAN-Transformationsstudie, welche dieses Handlungsfeld für Niedersachsen hervorhebt, hat sich die NAN-Geschäftsstelle bei der KEAN diesem Themenfeld gewidmet.
Quelle: © KEAN
Faktenblätter und Veranstaltungsreihe
Insbesondere der Mittelstand steht bei der Umstellung auf erneuerbare Energien vor komplexen Herausforderungen. Mit unserer im Frühjahr gestarteten Veranstaltungsreihe bieten wir KMU und ihren Multiplikatoren einen Einstieg ins Thema. Parallel haben wir in Zusammenarbeit mit der Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik der RWTH Aachen University drei Faktenblätter erstellt, die sich weit verbreiteten Anwendungen widmen und in kürzlich veröffentlicht wurden. Die Faktenblätter leisten betroffenen Unternehmen konkrete Hilfestellung.
Die Faktenblätter können Sie hier herunterladen:
» Faktenblatt Technologien zur Dekarbonisierung der Prozesswärme – Dampferzeugung
» Faktenblatt Technologien zur Dekarbonisierung der Prozesswärme – Umformtechnik
Weitergehende Informationen finden Sie auf der Themenseite Prozesswärme der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen.
Zusammenfassung
- Industrielle Wärmeprozesse und -anwendungen sind weit verbreitet und besonders vielfältig. Es gibt nicht die eine Standardlösung für die Umstellung auf erneuerbare Energien. Unternehmen sind deshalb gefordert, Alternativen zum Einsatz fossiler Brennstoffe frühzeitig und unter Berücksichtigung der Prozessanforderungen und der Standortbedingungen auszuloten. Die Transformation im Unternehmen erfolgt idealerweise Schritt für Schritt und unter Einbezug weiterer Akteure (u. a. Netzbetreiber, benachbarte Unternehmen, Kommunen).
- Insbesondere die Elektrifizierung bietet ein großes Potenzial. Daneben werden hybride Systeme (Vorteil: flexible Reaktion auf Marktbedingungen), der Einsatz von Wärmepumpen (begrenzte Temperaturniveaus, Umwelt- & Abwärmenutzung), alternative Brennstoffe (u. a. Wasserstoff, Biogas, Ammoniak) sowie in geringerem Umfang Solarthermie und Tiefengeothermie eine Rolle spielen. Über alle Anwendungen und Prozesse gilt es zudem, Effizienzmaßnahmen fortlaufend zu prüfen und Potenziale zu heben.
- Die gute Nachricht: Technologisch ist eine vollständige Dekarbonisierung von Wärmeanwendungen im Einklang mit den Klimazielen machbar. Elektrische Verfahren weisen bereits eine hohe technische Reife (TRL) auf. Anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung ist weiterhin unabdingbar. Jedoch können viele Technologien bereits heute zuverlässig in bestehende Systeme integriert werden. Eine enge Zusammenarbeit der Unternehmen mit dem Anlagenbau und Forschungseinrichtungen wird empfohlen.
- Die schlechte Nachricht: Problematisch ist für Unternehmen der industriepolitische und energiewirtschaftliche Rahmen. Hohe Strompreise inkl. Netzentgelte, Unsicherheiten über die zukünftigen Preise und Verfügbarkeiten von Energieträgern, Netzanschluss & Infrastruktur sowie langwierige Genehmigungsverfahren sind hier nur einige der Herausforderungen. Verlässliche Wirtschaftlichkeitsberechnungen als Grundlage für Investitionen sind unter diesen Voraussetzungen kaum möglich. Dies gefährdet den Produktionsstandort Deutschland.