28.11.2024, Hannover/Göttingen. Die BERDING BETON GmbH hat ein Betonrohr entwickelt, das komplett ohne Zement auskommt. Für den vollständigen Verzicht auf den klimaschädlichen Rohstoff bei gleichzeitiger Verbesserung der Produkteigenschaften gewinnt das Unternehmen aus dem niedersächsischen Steinfeld (Landkreis Vechta) den diesjährigen Klima-Innovationspreis Niedersachsen, der am Donnerstagabend in Göttingen vergeben wurde.
„next.beton – Deutschlands erstes zementfreies Betonrohr“ – so lautet der Titel der Innovation, mit der sich die BERDING BETON GmbH gegen 50 Konkurrenten im Rennen um den Klima-Innovationspreis Niedersachsen 2024 durchgesetzt hat. Der Hersteller verschiedener Betonwaren für Kanal- und Wasserbau, Garten- und Landschaftsbau und Regenwasser-Management setzt mit next.beton neue Maßstäbe. Die Innovation konnte nicht nur die Jury überzeugen, sondern auch den Schirmherrn des Wettbewerbs. Christian Meyer, niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz:
„Zement ist ein wesentlicher Bestandteil von Beton und in der Herstellung extrem CO2-intensiv. Und Beton gilt als weltweit wichtigster Baustoff, so dass die gigantischen Mengen an benötigtem Zement global gesehen erheblich zum Klimawandel beitragen. Trotz des technischen Fortschritts können in der Zementherstellung nicht alle Emissionen vollständig vermieden werden. Dass ein niedersächsisches Unternehmen es nun geschafft hat, ein Beton-Produkt zu entwickeln, bei dem in der Herstellung ganz auf Zement verzichtet werden kann, ist in meinen Augen ein absoluter Meilenstein! Das Unternehmen aus Steinfeld bietet ein Produkt der Zukunft schon heute an. Ich bin sicher, dass sich dies auch wirtschaftlich bemerkbar macht“, zeigt sich der Minister überzeugt. „Ich wünsche dem Unternehmen viel Erfolg mit dem neuen Produkt. Bedanken möchte ich mich aber auch bei allen anderen Unternehmen, die am Klima-Innovationspreis teilgenommen haben. Sie sind die Gestalter der Zukunft und prägen unser Land mit Ihren Innovationen und Ideen nachhaltig. Das macht Mut und lässt uns optimistisch nach vorne schauen. Herzlichen Dank!“, so Minister Meyer abschließend.
„Das Kanalsystem der Zukunft“, so nennt die BERDING BETON GmbH sein zementfreies Betonrohr. Dass Bescheidenheit nicht angebracht ist, zeigt ein Blick auf die Entwicklung und die Eigenschaften des Produkts.
next.beton im Video:
Innovativ
In next.beton werden statt Zement so genannte Geopolymere eingesetzt. Geopolymere sind mineralische Bindemittel, die aus Hochofenschlacke gewonnen werden. Ihre Herstellung kommt mit deutlich weniger Energie aus, da die Hitzebehandlung bereits im Hochofen stattgefunden hat. Bisher auf Spezialanwendungen beschränkt, ist die Anwendung in „herkömmlichen“ Betonprodukten ein echter Quantensprung und ein wichtiger Beitrag zur Kreislaufwirtschaft.
Innovativ ist nicht nur das Produkt, sondern auch der Entwicklungsprozess. BERDING BETON hat next.beton gemeinsam mit der Karl Röser & Sohn GmbH und der Finger-Beton Unternehmensgruppe entwickelt. Neben der Kooperation mit anderen Marktteilnehmern führte auch die intensive Zusammenarbeit mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen zum heutigen Technologievorsprung des Unternehmens. Auf diese Weise hat next.beton bereits die Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) erhalten und damit die Marktreife erreicht.
Umweltfreundlich
Bei der Zementherstellung wird Kalk bei hohen Temperaturen gebrannt. Durch den Verzicht auf Zement entfällt bei next.beton das energie- und CO2-intensive Kalkbrennen, wodurch nach Angaben des Unternehmens bis zu 70% weniger CO2-Emissionen bei der Herstellung eines Betonrohrs anfallen. Umgerechnet sind das 240 kg weniger CO2 pro Kubikmeter next.beton und potenzielle 40.000 Tonnen CO2 pro Jahr übertragen auf das gesamte Kanalbauportfolio des Unternehmens.
Nachhaltig
Weil auf Grund des Herstellungsprozess kein Kalk im Produkt enthalten ist, ist next.beton weniger anfällig bei Kontakt mit Säuren und im Abwasser gelöstes Streusalz. Daher kommt das Betonrohr ohne zusätzliche Beschichtungen aus (XA3-Konformität). Durch diese Eigenschaft sind die Produkte langlebiger als herkömmliche Betonrohre. Da die Nachfrage nach klimafreundlichen Produkten stetig steigt und auch in öffentlichen Ausschreibungen Nachhaltigkeits-kriterien immer mehr zur Regel werden, steht das Abwassersystem der BERDING BETON GmbH für die zukunftsfähige Vereinbarkeit von wirtschaftlicher und ökologischer Nachhaltigkeit.
Quelle: ©Berding Beton GmbH
Bild: ©Berding Beton GmbH
Schwierige Entscheidungen für die Jury
Die eingereichten Klima-Innovationen waren in diesem Jahr erneut äußerst vielfältig. Die Bewerbungen reichten von KI-gestützten Gutachten für Windparks über akkubetriebene Fräsroboter, der Energiegewinnung aus Abwasser bis hin zu Produkten aus zementfreiem Beton. Letzterer wurde allerdings nicht nur von BERDING BETON entwickelt. Auch die Kortmann Beton GmbH & Co. KG aus Schüttorf hat einen Beton auf Geopolymer-Basis für Spezialanwendungen entwickelt, der ohne Zement auskommt. Zwar landete Kortmann Beton im Rennen um den Klima-Innovationspreis „nur“ auf Platz zwei, zählte aber dennoch zu den Gewinnern: Sie erhalten den Innovationspreis der Region Göttingen Northeim in der Kategorie „Unternehmen über 20 Mitarbeiter“. Möglich macht das die enge Kooperation der Wettbewerbe. Seit fünf Jahren wird der Klima-Innovationspreis Niedersachsen gemeinsam mit dem Innovationspreis der Region Göttingen vergeben. Unternehmen können sich seitdem mit einer Bewerbung um beide Preise bewerben. Auf Platz 3 im Ranking der Jury landete die cwTec GmbH aus Hage mit ihrem akkubetriebenen Fräsroboter. Bis zum Jahresende sind alle 51 Bewerbungen für den diesjährigen Klima-Innovationspreis Niedersachsen auf der Internetseite des Wettbewerbs einsehbar.
Hintergrund
Der Klima-Innovationspreis wird vom Niedersächsischen Umweltministeriums verliehen und ist mit 10.000 Euro Preisgeld dotiert. Jährlich werden niedersächsische Betriebe ausgezeichnet, die mit Ideen, Kreativität und unternehmerischer Gestaltungskraft zeigen, dass im Klimaschutz eine Chance für eine nachhaltige und zukunftsfähige Wirtschaft liegt.
Durchgeführt wird der Wettbewerb von der Niedersachsen Allianz für Nachhaltigkeit, gemeinsam mit der WRG Wirtschaftsförderung Region Göttingen GmbH. Die Allianz ist eine Kooperation von Landesregierung, Unternehmensverbänden, Gewerkschaften und Kammern. Ziele sind die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung in niedersächsischen Unternehmen und die Unterstützung der Transformation der niedersächsischen Wirtschaft hin zur Klimaneutralität.
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